Sommerekzem bei Pferden
Das allergische Sommerekzem ist eine in der warmen Jahreszeit auftretende und jährlich wiederkehrende Dermatose (Hauterkrankung) bei Pferden, die auf eine Sensibilisierung durch Insekten (vor allem Gnitzen) zurückgeführt werden kann.
Sommerekzem Symptome beim Pferd erkennen und Auslösern vorbeugen
Wenn die warmen, lauen Sommerabende zu einem wohlverdienten Ausritt in die Natur einladen, wird so mancher Reiter von seinem ungewohnt nervösen Pferd überrascht. Nicht selten endet der Ausritt vorschnell und von Erholung kann für beide Seiten keine Rede mehr sein. Meistens geschieht dies beim Ausritt am Morgen, oder in der Abenddämmerung, bevorzugt an Gewässern, Flüssen, an Waldrändern oder auch an Misthaufen.
Denn dort trifft man die Gnitzen und Kriebelmücken primär an – die Auslöser der Symptome des Sommerekzems beim Pferd. An Unruhe und starkem Juckreiz, der sich vom Kopf des Pferdes, über die Mähne, bis hin zum Schweif ausbreiten kann, können Sie Ekzemer primär erkennen. Allerdings sind diese Anzeichen des Sommerekzems auch typisch für andere Hauterkrankungen, wie Haarlinge und Räude.
Die Ursache des Sommerekems bei Pferden ist die Sensibilisierung der Pferde auf ein bestimmtes Eiweiß im Mückenspeichel. Strittig ist weiterhin, was genau zu dieser Allergie führt, bevor sie das erste Mal ausgelöst wird. Deshalb kommt es vor allem darauf an, die Symptome rechtzeitig zu erkennen, um dem Leid des Ekzemers möglichst schnell vorbeugen zu können.
Ab jetzt steht die Pflege des Fells und der Haut Ihres Ekzemers im Mittelpunkt. Das ist Grundlage für die Vorbeugung der Symptome des Sommerekzems bei Pferden. Da die Gefahr in Form des Stichs der Culicoides-Mücken droht, auf welchen Ekzemer allgergisch reagieren, hat das Fernhalten der Gnitzen und Kriebelmücken für die Vorbeugung oberste Priorität.
Die Diagnose Sommerekzem ist für viele Pferdebesitzer ein großer Schreck, denn ein Urteil des Landgerichts Flensburg besagt, dass die Gebrauchsminderung eines Ekzemers 50 - 100 % des Wertes beträgt. Doch auch für das Pferd selbst, dem oft soviel unserer Liebe zuteil wird, bedeutet das Sommerekzem großes Leid. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch einen Bluttest.
Umso mehr interessiert es viele Pferdebesitzer, wie sie die Symptome erkennen können, um effektiv vorzubeugen. Grundvoraussetzung dafür ist es, die Auslöser und Ursachen des ausgebrochenen Ekzems zu verstehen und wenn möglich zu vermeiden, so gut es geht.
Symptome des Sommerekzems bei Pferden
Die Sommerekzem-Symptome, die man beim Pferd als Erstes erkennen kann, sind meistens Resultate des ausgelösten Juckreizes. Wenn man also die bekannten Scheuerstellen und Hautverdickungen sieht, wurde der Ekzemer bereits von Culicoides-Mücken gestochen. Wenn folgende Anzeichen entdeckt werden, steht also eine schnelle Vorbeugung im Mittelpunkt:
- Hautausschlag (Pusteln).
- Starker Juckreiz, Unruhe und ständiges Scheuern.
- Haarlose Scheuerstellen.
- Hautverdickung.
- Verkrustungen und Schuppenbildung.
- Offene und blutige Stellen.
- Nässende Wunden.
- Sekundärinfektionen.
Den Wandel zum Ekzemer rechtzeitig erkennen
Zuerst äußert sich der Mückenstich in einem schmerzlosen Hautausschlag, welcher unmittelbar nach dem Insektenstich auftritt. Im Sommer daher nach jedem Ausritt – auch bei Offenstallhaltung oder Weidezeit – auf kleine Pusteln achten, primär an Stellen mit senkrecht stehender Behaarung, also Schweifrübe, Mähnenkamm und Bauchnaht. Darauf folgt normalerweise nach ein paar Stunden der Juckreiz.
Wenn noch kein Hautausschlag zu erkennen ist, das Pferd sich aber an diesen Stellen stark scheuert und sehr unruhig ist, so das ein deutliches Warnsignal. Auch andere Bereiche des Pferdes können betroffen sein, was aller Wahrscheinlichkeit nach abhängig von der Mückenart ist. Die Symptome entwickeln sich bei Ekzemern erfahrungsgemäß zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr.
Weitere Symptome – Haarausfall und nässende Stellen
Es können sich Knoten unter der Haut bilden, meist nur stecknadelkopfgroß, welche Papeln genannt werden. Das Pferd scheuert sich unentwegt und die in Folge davon kahl gescheuerte, offene Haut birgt die Gefahr einer Sekundärinfektion. Leicht können in nässenden oder auch blutigen Wunden zusätzlich Bakterien und Pilze eindringen. Zu diesen Zeitpunkt ist es bereits zu einer Verschlechterung des Krankheitsbildes gekommen. Ein unschöner Kreislauf beginnt, welcher eine zunehmende Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes und der Wundheilung nach sich zieht. Je nach Ausbreitung des Ekzems ist ein Pferd (dann) nicht mehr reitbar.
Bei Ausbruch der Erkrankung ist zunächst eine sichergestellte tierärztliche Diagnose unumgänglich, da bei anderen Hauterkrankungen, verursacht durch Pilze und Parasiten, wie zum Beispiel Milben, Läuse und Haarlinge oder einer Infektion mit dem Fadenwurm (Oxyuris equi = verursacht Symptome welche von leichtem Schweifscheuern bis hin zu wundgescheuerten Hinterteilen reichen) ähnliche Symptome entstehen können. Bei einem chronischen Verlauf erscheint die Haut häufig verdickt, in Falten gelegt und trocken, ein weiteres Merkmal ist Haarverlust.
Culicoides-Mückenstiche als Auslöser des Sommerekzems
Die Übeltäter sind überwiegend die Culicoides-Mücken (Gnitzen) und manchmal die Kriebelmücken (Simulium), aber auch andere Insekten wie beispielsweise Bremsen können die Sommerekzem-Symptome auslösen. Nur die befruchteten, weiblichen Mücken stellen eine Gefahr dar. Während sie stechen, gelangt ihr Speichel in die Haut und dieser enthält ein Eiweiß, auf welches sensibilisierte Pferde allergisch reagieren.
Bei einem Allergiker werden bei Erstkontakt mit den Mücken entsprechende Antikörper gebildet, welche nun eine Ausschüttung bestimmter Botenstoffe (Histamin) zur Folge haben. Meistens beginnen die Symptome also mit der Mückensaison, zwischen April und Oktober in jedem Jahr.
In diesen Monaten schwärmen die Mücken, insbesondere in der Nähe von Gewässern aus und überziehen in der Abenddämmerung die Pferde mit Stichen.
Vielen Reitern ist in diesem Zusammenhang auch der Begriff Sommerräude bereits geläufig, wobei Sommerräude durch den Befall mit Milben hervorgerufen wird und nicht durch Kriebelmücken oder Gnitzen wie beim Sommerekzem.
Weitere Ursachen des Sommerekzems bei Pferden
Die eigentliche Ursache liegt in der Sensibilisierung der Pferde, welche zu einer Allergie führt und diese wird jeden Sommer aufs Neue ausgelöst, sofern man die Auslöser (Mücken) nicht bekämpft oder zumindest vom Pferd fernhält. Wodurch die Sensibilisierung jedoch genau entsteht, ist aktuell umstritten. Wahrscheinlich sind es jedoch viele Faktoren, welche das Risiko steigern, dass ein Pferd zum Ekzemer wird. Ein geschwächtes Immunsystem gilt jedoch als mitverantwortlich.
Ernährung, Lebensraum, Befinden und Stresslevel des Pferdes haben zusätzlich Einfluss, auf die Entstehung einer Sensibilisierung auf den Speichel der Mückenspezies Culicoides. Stoffwechselstörungen sowie Mangelernährung begünstigen dieses Krankheitsbild zusätzlich.
Experten nennen auch folgende Ursachen:
- Zu viel Weidegang auf energie- und eiweißreichen Wiesen.
- Bewegungsmangel.
- Probleme mit der Darmfunktion.
- Stress.
- Zu viel Stärke und Kohlenhydrate.
Juckreiz ist maßgeblich verantwortlich für den Sommerekzem-Krankheitsverlauf.
Denn der Stich der Kriebelmücke führt zu einer Sofortreaktion der Haut, meistens in Form einer ödematösen Entzündung, welche starken Juckreiz beim Pferd auslöst. Erst dieser Juckreiz ist es, der für das klassische symptomatische Erscheinungsbild und den Krankheitsverlauf des Sommerekzems verantwortlich ist. Von nun an scheuert sich das Pferd, was zu immer mehr Wunden und geschädigter Haut führt. Teilweise scheuern Pferde sich sogar blutig. Die Haut verdickt sich, der typische wellige Mähnenkamm entsteht. Dies beeinträchtigt die Elastizität und kann zu Einrissen führen, zum Beispiel wenn der Ekzemer den Kopf zum Fressen absenkt. Auch Sekundärinfektionen können auftreten, da das Tier andere Erreger nahezu in die offenen Wunden einmassiert, wenn es sich scheuert.
Dem Sommerekzem vorbeugen
Die Intensität und Häufigkeit des Juckreizes und der gesundheitlichen Folgen, können Sie jedoch beeinflussen und so das Leiden des Ekzemers verringern. Doch die richtige Prävention gegen die Symptome des Sommerekzems erfordert Disziplin und Kontinuität. Ebenso wichtig ist dabei eine ausgewogene und bedarfsgerechte Pferdefütterung.
Vorsorgend kommen vor allem Pflegeprodukte und Repellentien (Fliegenspray) in Verbindung mit Ekzemerdecken zum Einsatz.
Tierärztin Lisa Butterweck fügt hinzu: „Die Vorbeugung umfasst ein weites Spektrum. Es gibt zwei Ziele“:
- Den Kontakt mit den Insekten verhindern.
- Die Linderung der klinischen Symptomatik.
Die Empfehlung zur Vorbeugung des Sommerekzems bei Pferden lautet also im Wesentlichen, die Insekten so weit wie nur möglich fernzuhalten und die Haut zu pflegen, so wie das Fell und die aufgescheuerte Pferdehaut bei der Regeneration zu unterstützen. Außerdem sollten Sie vor allem am Morgen und zur Abenddämmerung die Hotspots der Mücken meiden und ihr Pferd während Weidezeit und Ausritt, mit einer Ekzemerdecke oder Repellentien vor Stichen schützen.
Hotspots der Mücken zur Vorbeugung meiden:
- Rund um Bäche und Teiche.
- In der Nähe von Misthäufen.
- An Waldrändern.
Hautschuppen entfernen und Fell des Pferdes pflegen
Für eine sanfte Pflege der empfindlichen Pferdehaut und des Fells, zur Anregung der Regeneration von Mähne und Fell und um den Juckreiz zu lindern, empfiehlt sich die Anwendung unseres Mittels gegen Sommerekzem und Haarlinge bei Pferden.
Diese cortisonfreie Kombination aus pflegenden Ölen und weiteren Inhaltsstoffen, löst die Hautschuppen und Verkrustungen schonend ab, sodass man diese später kinderleicht mithilfe einer Auskämmhilfe entfernen kann. Schon nach kurzer Zeit wird der Juckreiz spürbar gelindert und der Teufelskreis aus offenen Wunden, Sekundärinfektionen und noch mehr Juckreiz durchbrochen. Der Geruch ist angenehm zitronig und Pferdehalter berichten, dass die Mücken sich erst einmal zurückhalten. Um weiteren Hautirritationen vorzubeugen, sollte mit der Anwendung möglichst zu Beginn der Mückensaison begonnen werden.
Je nach Verlauf und Toleranz des Pferdes haben sich auch Ekzemerdecken mit Kopfschutz bewährt. Ebenso wird eine eiweißarme Fütterung empfohlen und bei Bedarf die Gabe von Zusatzfutter. Um dem Pferd trotz aller Umstände eine artgerechte Haltung zu ermöglichen, sollte man wissen, dass die Mücken eine windstille, feuchtwarme Umgebung ebenso die Nähe von Misthaufen und Gewässern bevorzugen. Während der Morgen- und Abenddämmerung, sowie nachts, sind sie zudem am aktivsten. Daher empfiehlt es sich, die Weidezeit entsprechend anzupassen, die Pferde über Nacht aufzustallen und die Umgebung wie Koppel und Paddock so sauber wie möglich zu halten.
Behandlung und Pflege des Sommerekzems bei Pferden
Tipps und Erfahrungen unserer Tierärztin Lisa Butterweck: Behandlung und Pflege von Pferden mit Sommerekzem (Culicoides hypersensitivity, Sweet itch)
Das allergische Sommerekzem ist eine in der warmen Jahreszeit auftretende und jährlich wiederkehrende Dermatose (Hauterkrankung) bei Pferden, die auf eine Sensibilisierung durch Insekten (vor allem Gnitzen) zurückgeführt werden kann. Eine vollständige und allgemeingültige Behandlung und Pflege gibt es nicht, da jedes Pferd anders auf die verschiedenen Pflegemittel anspricht, unterschiedlich starke Symptome zeigt und anders auf die verschiedenen Therapieansätze reagiert. Es gibt aber elementare Bestandteile der Pflege eines Ekzemers und seiner vorherrschenden Symptome: schuppige Haut und Juckreiz, vor allem an Schweifrübe und Mähnenkamm. Diese Leiden sollten auf jeden Fall sorgsam behandelt und die entsprechenden Stellen gepflegt werden, um den Juckreiz zu lindern. So reduziert man nicht nur das Risiko für Sekundärinfektionen, sondern auch das Leiden des Ekzemers. Werden die nachfolgenden Tipps der Tierärztin zum Umgang mit Ekzemern beachtet, sollte ein Pferd trotz Allergie ein größtenteils glückliches Leben führen können.
Hauptbestandteile der Sommerekzem Behandlung
Ein Stich der Culicoides-Mücken genügt und die allergische Reaktion von Ekzemern beginnt erneut – Sommer für Sommer. Der starke Juckreiz (von April bis Oktober) an Mähne, Schweifrübe und Bauchnaht ist das auffälligste Symptom und muss auf jeden Fall behandelt werden, auch um bakterielle Sekundärinfektionen zu verhindern, denn ein Pferd scheuert und kratzt sich häufig so intensiv, dass offene und blutende Wunden, Verkrustungen und Schuppenbildung entstehen. In der Regel verschwindet die Symptomatik im Winter vollständig. Es handelt sich dabei um eine Kontaktallergie vom Typ IV und Typ I. Hierbei ist der Speichel der weiblichen Insekten verantwortlich für die Sensibilisierung beziehungsweise das darin enthaltene Eiweiß. Die Diagnose Sommerekzem fällt meist aufgrund des klinischen Bildes, kann aber durch einen Allergietest oder Bluttest bestätigt werden.
Die Sommerekzem-Behandlung umfasst ein weites Spektrum. Es gibt 2 wichtige Ziele:
- Dem Kontakt mit den Insekten vorbeugen (zum Beispiel mit einer Ekzemerdecken).
- Die Linderung der klinischen Symptomatik (Juckreiz, Unruhe, offene Wunden).
Denn das Sommerekzem beim Pferd an sich, beziehungsweise die eigentliche Ursache, kann nicht einfach so behandelt werden. Viel mehr zielt die Behandlung darauf ab, das Auslösen der Symptome zu verhindern und den Juckreiz zu lindern, so wie die Regeneration der Haut und des Fells zu unterstützen. Ansonsten kratzt der Ekzemer sich immer weiter, bis offene Wunden entstehen und die Haut immer wunder wird. Dies wiederum begünstigt Sekundärinfektionen, da eine angegriffene und teilweise offene Haut Tür und Tor für weitere Erreger öffnet. Durch die sorgsame Fellpflege und Behandlung der Symptomatik durchbricht man diesen Teufelskreis und kräftigt Fell und Immunsystem des Pferdes nachhaltig.
Den Kontakt zwischen Insekten und Ekzemer verhindern
Eine Therapiemöglichkeit zielt auf das Fernhalten der Insekten vom betroffenen Ekzemer ab, um zu verhindern, dass die allergische Reaktion und der damit einhergehende Juckreiz ausgelöst werden. Das ist zum Beispiel mit Standortveränderung, Verlegung der Weidezeit (Aufstallen der Pferde in der Morgen- und Abenddämmerung) oder die tägliche Behandlung mit Repellentien (Fliegenspray) möglich.
Allerdings kommt das nur für Pferde in Frage, deren Symptomatik geringgradig ist. Außerdem empfiehlt es sich zusätzlich folgende Dinge und Orte zu meiden:
- Gewässer, Flüsse und Waldränder (Hotspot für Mücken).
- Ausritt und Offenstallhaltung zur Stoßzeit für Mücken (Morgen- und Abenddämmerung).
- Misthaufen, da ebenfalls beliebt bei Mücken.
Auch interessant hierzu ist der Beitrag Insektenschutz für Pferde in unserem Magazin.
Ebenso ist die Behandlung mit dem Wirkstoff Deltamethrin (wird als Spot-On alle 10 bis 14 Tage angewendet) oder Permethrin (Auftragen auf das Fell alle 14 Tage) möglich. Bei diesen Wirkstoffen handelt es sich ebenfalls um Repellentien, welche allerdings nicht täglich aufgetragen werden müssen. Die sogenannten Ekzemerdecken kommen auch vielfach zum Einsatz. Diese decken das Pferd meist komplett ein, sodass die Mücke keine Möglichkeit mehr hat zu stechen und damit ihren juckreizauslösenden Speichel zu übertragen. Bei einigen Pferden ist die Pilzimpfung (2x im Abstand von 14 Tagen) hilfreich. Der genaue Wirkmechanismus in Bezug auf das Sommerekzem ist allerdings nicht bekannt.
Pflege der klinischen Symptomatik (Juckreiz, aufgekratzte Haut)
Glucocorticoide (Cortison) wirken symptomatisch, lindern den Juckreiz betroffener Pferde jedoch sehr schnell. Am besten wird mit einer parenteralen Gabe (zum Beispiel intravenöse oder muskuläre Injektion von Betamethason oder Methylprednisolon) begonnen. Bei Wirkungseintritt kann auf eine orale Gabe umgestellt werden (zum Beispiel Prednisolon).
Therapiebegleitend hat sich die Pflege der gereizten und sensiblen Haut und des Fells bewährt. Bei starker Verschmutzung, Krustenbildung und Verklebung der Haare muss zunächst eine Säuberung inklusive der Entfernung von Haaren vorgenommen werden. Hierfür wird besser physiologische Kochsalzlösung als Wasser verwendet. Für akute und nässende Stellen sind ölige Zubereitungen von Zinkoxid das Mittel der Wahl, bei bakterieller Beteiligung desinfizierende Salben oder Emulsionen. Eine lokale Behandlung richtet sich nach dem Charakter der entzündlichen Veränderung.
Interview mit Ursula Knutzen – Tipps zur Ekzemer Pflege und Behandlung
Kausale Behandlung des Sommerekzems durch Allergieimpfung
„Die einzige kausale Behandlungsmöglichkeit ist die Hyposensibilisierung.“
Tierärztin Lisa Butterweck
Therapiert wird die Ursache, also die Überreaktion des Immunsystems. Hierfür wird dem Pferd zunächst Blut abgenommen und ein Allergietest durchgeführt. Dafür muss das Pferd mindestens 6 Wochen cortisonfrei sein. Durch den Test wird ermittelt auf welche Insekten (zum Beispiel Gnitzen, Kriebelmücken, Bremsen, etc.) das Pferd allergisch reagiert. Mit Hilfe dieser Ergebnisse wird eine Injektionslösung hergestellt, welche die benötigten Allergene beinhaltet. Diese Lösung wird zu Beginn 1x wöchentlich, später alle 2 bis 4 Wochen unter die Haut gespritzt. Das macht der Besitzer nach Anleitung in der Regel selber. Durch die Hyposensibilisierung (Allergieimpfung) wird dem Immunsystem eine immer größer werdende Menge des Allergens zugeführt. Das Ziel ist die Gewöhnung an das Allergen, so dass die überschießende Reaktion des Immunsystems verhindert wird. Ein Erfolg der Therapie ist die Verringerung der Symptomatik, in manchen Fällen tritt diese gar nicht mehr auf. Die Therapie muss allerdings lebenslang durchgeführt werden.
Mit Ekzemerdecken gegen Kriebelmückenstiche und Juckreiz bei Ekzemern
Kriebelmückenstiche können bei Pferden für extremen Juckreiz, kahl gescheuerte Hautpartien und offene, nässende Wunden sorgen. Kein Wunder, denn sie sind Auslöser des Sommerekzems. Hierbei löst ein Eiweiß im Speichel der Mücken eine allergische Reaktion beim Ekzemer aus. Der ständige Juckreiz, der unter anderem stark an Mähnen- und Schweifregion auffällt, ist sehr belastend für das Tier und das Scheuern kann zu weiteren Infektionen führen. Das lockt wiederum noch mehr Kriebelmücken oder Gnitzen an. Das Ziel ist es also, Kriebelmückenstiche zu verhindern, um Haut und Fell des Pferdes so die Regeneration zu ermöglichen. Und das geht nur mit gelindertem Juckreiz.
Eine Ekzemerdecke kann hier Abhilfe schaffen, weil man damit neue Stiche verhindern und den Juckreiz somit lindern kann. Ohne eine solche Decke würden sich Hautentzündungen durch das Jucken und Scheuern des Pferdes immer weiter verschlimmern. Bei gesunden Tieren sorgt die Ekzemerdecke in der Mückensaison dafür, dass sich die Wahrscheinlichkeit gestochen zu werden, sehr deutlich reduziert.
Was ist eine Ekzemerdecke?
Unter einer Ekzemerdecke, auch genannt Fliegendecke, versteht man zunächst einmal eine besonders feinmaschige Decke mit einer hohen Atmungsaktivität zum Schutz der erkrankten Pferdehaut und zur Vorbeugung weiterer Hautentzündungen und Insektenstiche. Grundsätzlich werden diese Decken in zwei Ausführungen unterschieden und finden bevorzugt bei der Erkrankung des Sommerekzems Anwendung. Wie der Name schon vermuten lässt, hat dieses Erkrankungsbild im Sommer Hochsaison und die Decke sollte demzufolge atmungsaktiv sein, damit das Pferd auch in den warmen Sommermonaten nicht an einem Hitzestau leidet. Gleichzeitig werden so besonders die empfindlichen Hautpartien vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt.
Das Sommerekzem entsteht bei Allergikern durch Insektenstiche, vornehmlich die der Kriebelmücke. Und um diese erfolgreich fernzuhalten, muss die Decke entsprechend engmaschig sein. Pferde, die unter starkem Juckreiz leiden, scheuern sich zum Teil unentwegt. Daher ist es sehr wichtig, dass die Ekzemerdecke robust genug ist, dem standzuhalten.
Die Tragezeit einer Ekzemerdecke richtet sich nach der Toleranz des Pferdes und sollte dieser angepasst werden, um dem Sommerekzem auch wirklich effektiv vorzubeugen.
Welche Eigenschaften sollte die Ekzemerdecke mitbringen?
Grundsätzlich wird grob zwischen zwei Ausführungen unterschieden. Die eine Form der Ekzemerdecke gleicht dem gängigen Deckenschnitt, entweder mit integriertem Halsteil oder dieser ist abnehmbar. Die andere Deckenart wird über den Kopf des Pferdes gestülpt, diese Form kommt häufig bei einer starken Ausprägung des Sommerekzems zur Anwendung. Je nach Modell finden sich weitere Fixierungen, zum Beispiel an den Hinterbeinen oder sogenannte Kreuzbegurtungen.
Besonders betroffene Hautbereiche des Sommerekzems sind die Mähnen- und Schweifregion, sowie die Bauchnaht, also Stellen mit senkrecht aufstehender Behaarung. So sollte die Ekzemerdecke natürlich in diesen Bereichen besonders gut schützen und sollte unbedingt die Mähnenregion mittels Halsteil komplett abgedecken. Dieses Halsteil sollte jedoch nicht zu kurz sein, um das Pferd beim Grasen nahezu ungestört bleibt. Außerdem sollte der Schweiflatz die Schweifrübe entsprechend großzügig abdecken. Darüber hinaus empfehlen sich zum Ausritt Decken mit Bauchlatz zum Schutz vor den Mücken.
Je nach Hersteller gibt es unterschiedliche Empfehlungen zur Ermittlung der richten Deckengröße. Neben einer zu großen Decke stellt auch eine zu kleine, in Form von zusätzlichem Scheuern der ohnehin schon wunden oder empfindlichen Haut, eine Gefahr für das Pferd dar. In den warmen Sommermonaten ist ein schnelltrocknendes Material von Vorteil und ein warmer Sommerregen ist damit ebenso vertretbar. Ansonsten gibt es bereits Fliegendecken mit einem integrierten Regenschutz, der den sensiblen Rücken und Nierenbereich vor Nässe und Kälte schützt.
Interview: Tierärztin Lisa Butterweck über die ganzheitliche Behandlung eines Ekzemers
In der Alternativmedizin, welche ihren Ursprung bereits im Mittelalter hatte, wird der Mensch als Ganzes betrachtet und deshalb auch ganzheitlich behandelt. Aber was heißt das, auch in Bezug auf die Behandlung eines Sommerekzems beziehungsweise des Ekzemers? Die Erfahrungen und Kenntnisse berufen sich darauf, dass im Körper alles miteinander verbunden ist und ein ständiger Austausch stattfindet. Kommt es also zu Erkrankungen oder Dysregulationen, versucht der Körper sie an anderer Stelle zu kompensieren. Der Begriff Integrative Medizin wird heute von vielen Wissenschaftlern bevorzugt, das bedeutet, dass konventionelle (Schulmedizin) und alternative Methoden kombiniert werden und sich im besten Falle ergänzen. Die Vielfalt (Homöopathie, Akupunktur, Pflanzenheilkunde) der unterschiedlichen Ansätze und Behandlungskonzepte haben auch die Tierwelt längst erreicht. So ist beispielsweise der sogenannte Aderlass, ein seit der Antike bekanntes Heilverfahren, noch heute in den Köpfen besagter Pferdemenschen tief verankert. Tierärztin Lisa Butterweck hilft uns nun im Interview dabei, die Ansätze der ganzheitlichen Behandlung auch auf Ekzemer zu übertragen, die ansonsten jedes Jahr aufs Neue an den Sommerekzem-Symptomen zu leiden haben.
Welche Faktoren können eine Überreaktion des Immunsystems begünstigen?
Das allergische Sommerekzem – eine überschießende Immunreaktion, in diesem Fall in Form einer Allergie mit entsprechender Hautsymptomatik einhergehend.
Ernährungsspezialisten weisen immer wieder auf die richtige Ernährung für Ekzemer hin. Eine bedarfsgerechte Fütterung wird empfohlen. Diese beinhaltet gegebenenfalls eine Beschränkung der Weidezeit, angepasste Mengen in Bezug auf Bewegung des Tieres und eine ausreichende Versorgung mit allen notwendigen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Das wichtigste Organ für ein intaktes Immunsystem ist der Darm. Da die Fütterung hier sozusagen direkt einwirken kann, ist eine Kontrolle und eine mögliche Futterumstellung zumindest ein weiterer Punkt in der ganzheitlichen Betrachtung bei der Behandlung des Sommerekzems und sollte zusätzlich zur symptomatischen Behandlung in Betracht gezogen werden.
Experten raten zu einer Vermeidung von
- Silierten Futtermitteln (Heulage).
- Langen Raufutterpausen.
- Große Kraftfuttergaben.
- Kraftfutter mit Strukturanteil.
- Fütterung von zucker- und pektinhaltigen Futtermitteln wie zum Beispiel Karotten, Äpfeln, Bananen, Leckerlis und Brot.
- Bei Importpferden die Futtermittel, die nicht denen ihrer Heimatländer entsprechen.
Literaturquelle: Zivilisationskrankheiten des Pferdes- Dr.rer.nat.Christina Fritz
Das sagt die Tierärztin Dr. Lisa Butterweck
Viele besorgte Pferdebesitzer möchten alles tun, um ihrem Pferd so schnell, wie nur möglich, zu helfen. Sie möchten alle Erkenntnisse, die zu einem Erfolg beitragen, berücksichtigen. Aber jetzt aus lauter Verzweiflung alles in das Immunsystem reinbuttern, was geht, ist keine gute Idee, da es sich ja in diesem Fall schon um eine überschießende Immunreaktion handelt, oder?
Das ist richtig. Da es sich im Falle des Sommerekzems um eine allergische Reaktion handelt, ergibt es keinen Sinn dem Pferd viele unterschiedliche Zusatzfuttermittel zu verabreichen. Eine ausreichende Versorgung mit dem Spurenelement Zink ist für das Immunsystem allerdings sehr wichtig. Diesbezüglich ist eine Blutuntersuchung auch sinnvoll. Die Aufgabe des Darms in diesem Zusammenhang ist die Aufnahme des Zinks durch das Darmepithel.
Wie kann man den Stoffwechsel unserer Pferde unterstützen? Gibt es so etwas wie die vielumschriebenen Probiotika auch für den Darm unserer Pferde?
Ja es gibt Probiotika für Pferde, zum Beispiel die Hefe Saccharomyces cerevisiae. Durch dessen Sauerstoffverbrauch schafft sie ein ungünstiges Milieu für aerobe Bakterien. Die anaerobe Flora wird gefördert und diese erhöht die Nährstoffverdaulichkeit (vor allem Rohfaser).
Experten der Naturheilkunde sprechen häufig von einer sogenannten KPU, welche oftmals bei Pferden, die an einem Sommerekzem erkrankt sind, auftritt. Viele vermuten einen kausalen Zusammenhang. Können Sie uns das kurz erklären?
Es handelt sich um einen angeblichen Zink- und Vitamin B6-Mangel, der durch einen biochemischen Vorgang des Pyrrols entsteht. Dieser soll erblich bedingt sein. Das ist allerdings nicht bewiesen und die detaillierte Beschreibung würde hier zu weit führen. Meiner Ansicht nach steht diese Erkrankung in keinem Zusammenhang mit dem Sommerekzem.
Des Weiteren hört man immer wieder von der Entgiftungsfunktion der Leber und der Niere. Sollten unsere Pferde, die an einem allergischen Sommerekzem erkrankt sind, nun alle entgiftet werden?
Ein Pferd, das unter einem Sommerekzem leidet, ansonsten aber völlig gesund ist, muss nicht zwangsläufig entgiftet werden.
Vielen Dank an Frau Dr. Lisa Butterweck für das Interview.
Zu den Haltungsbedingungen, mögen sie auch artgerecht und Ihr Vierbeiner von Ihnen liebevoll umsorgt sein, möchten wir zusätzlich erwähnen, dass ein Pferd unter Stress leiden kann. Häufiger Stallwechsel, Turnierstress, Machtkämpfe in der Gruppe genauso wie das Fehlen der nötigen Sozialkontakte, können Stress auslösen, und Erkrankungen aller Art heilen bekanntlich besser, wenn das Tier zufrieden und gelassen ist.
In diesem Sinne wäre ein individuell abgestimmtes Behandlungskonzept wünschenswert – das Beste aus allen Fachrichtungen vereint – zum Wohle des Pferdes.