Blutegel, das sind diese kleinen, ekligen, glitschigen Tierchen. So oder so ähnlich wird die Reaktion vieler Leute sein, die diesen Artikel lesen. Blutegel werden bis zu 30 Jahre alt und bis zu 15 cm lang. Ihr Maul hat 3 Kiefer und 80 winzige Kalkzähne. Zugegeben, es gibt wirklich hübschere Tiere, aber kaum eine andere Tierart wird seit tausenden von Jahren erfolgreich in der medizinischen Therapie eingesetzt.
Die Blutegeltherapie wird von uns Menschen bewusst angewandt, aber auch Tiere setzen Blutegel mit großem gesundheitlichen Nutzen ein, wenn auch unbewusst und aus reinem Instinkt heraus. Der Blutegel steht sogar unter dem Schutz des Washingtoner Artenschutzabkommens. Im 19. Jahrhundert wären sie in Europa fast ausgestorben, da die therapeutische Wirkung schon damals bekannt war, was zu großer Bejagung geführt hat. Tatsächlich gehen beispielsweise Rinder oder Schafe mit Gelenkproblemen schon seit jeher in stehende Gewässer, der Lebensraum der Blutegel, und lassen sich geduldig von den Ektoparasiten beißen, was die Schmerzen lindert.
Das Vorgehen dieser kleinen Helfer ist dabei denkbar einfach. Entzündungen jeglicher Art führen zur Erwärmung der betroffenen Hautbereiche, diese veranlasst die Blutegel dazu, an der richtigen Stelle zuzubeißen. Sie saugen sozusagen die Entzündung aus dem Körper. Bei einer bewussten Therapie werden sie natürlich direkt an der betroffenen Körperstelle angesetzt.
Die Blutegel ernähren sich sowohl von menschlichen als auch tierischen Proteinen und können bis zu dem Fünffachen ihres eigenen Körpergewichts in Blut aufsaugen. Beim Biss geben sie eine Art Analgetikum sowie einen Gerinnungshemmer ab. So spürt der Patient den Biss kaum und der Egel kann das Blut stetig aufnehmen. Da im Speichel der Tiere eine Vielzahl an heilenden und medizinisch wirksamen Substanzen wie entzündungshemmende und durchblutungsfördernde Stoffe enthalten sind, werden Entzündungen praktisch aus dem betroffenen Gewebe herausgesaugt und das Immunsystem angeregt. Man kann sich das Ganze wie eine Entgiftungskur für die betroffene Körperstelle vorstellen und dieser Prozess kann bis zu 3 Stunden dauern.
Blutegel - Überblick über diese Therapieform
In der Humanmedizin werden mit dieser speziellen Therapieform diverse Erkrankungen, unter anderem Arthrose, Krampfadern, Hämorrhoiden, behandelt, vorwiegend jedoch Entzündung. Auch in der Tierheilkunde wird die Blutegeltherapie immer beliebter, sowohl für Großtiere (Pferde), als auch für Kleintiere – mit erfolgversprechender Wirkung. Das Spektrum ist sehr groß, so können unter anderem auch Hufrehe oder Thrombosen behandelt werden. Die Wirkung geht vor allem auf zwei Eigenschaften der Blutegel zurück, zum einen auf die entzündungshemmenden Eigenschaften, beispielsweise bei Hufrollen- und Sehnenproblemen und Spat und zum anderen auf die entstauende und schmerzlindernde Wirkung, wie bei Prellungen und Blutergüssen.
Die Blutegel für die medizinische Behandlung werden schon lange nicht mehr selbst gesammelt, sondern werden unter strengsten Auflagen gezüchtet, um einen sicheren Einsatz zu garantieren und das Übertragen anderer Krankheiten auszuschließen. Für das Aufsetzten der Egel und insbesondere die Nachsorge ist ein gewisses Hintergrundwissen unerlässlich, so blutet die Wunde zum Teil noch stundenlang nach und sollte entsprechend versorgt werden. Die Züchter geben die medizinischen Blutegel nur an geeignete Berufsgruppen mit einer entsprechenden therapeutischen Ausbildung ab, denn bei diesen Egeln handelt es sich um geprüfte Arzneimittel. Eine tierärztliche Behandlung mit Blutegeln findet oft in Kooperation mit anderen, beispielsweise mit Tierphysiotherapeuten, statt.
Nach diesen Erkenntnissen empfindet man die Blutegel vielleicht nicht mehr ganz so unangenehm. Zumindest erging es mir so. Man sie als das, was sie sind, nebenwirkungsarme, schlaue Helfer in der Not. Jeder, der für sein Pferd einen Therapeuten mit derartigem Sachkundenachweis in seiner Umgebung hat, kann sich meiner Meinung nach glücklich schätzen.
Blutegeltherapie bei Pferden – Folgende Krankheiten werden damit behandelt
Die Indikationen / Anwendungsgebiete der Blutegeltherapie, auch genannt der kleine Aderlass:
- Abszesse, Phlegmone und Ödeme.
- Arthrose und Arthritis.
- Bisswunden, Quetschungen oder Hämatome (Blutergüsse).
- Ekzeme und Hauterkrankungen (Mauke).
- Entzündungen und Wundheilungsstörungen.
- Erkrankungen an den unteren Extremitäten (Hufrehe), des Bänder- und Sehnenapparates sowie den Venen.
- Gelenkgalle.
- Muskelverhärtungen und Narbengewebe.
- Thrombose.