Läuse und Haarlinge bei Pferden
Läuse und Haarlinge sind sogenannte Ektoparasiten. Der Haarlingsbefall bei Pferden zählt zu den infektiösen Hautkrankheiten, welcher bevorzugt in der Mähnen- und Schweifregion des Pferdes auftritt.
Wie man Läuse und Haarlinge erkennt – auf Juckreiz und Unruhe achten
Zu den infektiösen Hauterkrankungen des Pferdes zählt der Befall mit Ektoparasiten, hierzu gehören auch die Haarlinge und Läuse. Um Haut und Fell effektiv zu pflegen und einem erneuten Befall vorzubeugen, ist es wichtig die Symptome wie Juckreiz und Unruhe rechtzeitig zu erkennen. Die Sauglaus (Haematopinus asini) und die Kieferlaus (Werneckiella equi), besser bekannt unter dem Namen Haarling, sind eng miteinander verwandt. Die Sauglaus hält sich bevorzugt an Mähne und Schweifregion sowie im Bereich der Fessel auf, sie ernährt sich vom Blut des Pferdes und kann sich bei einem Massenbefall komplett ausbreiten. Der Befall ist mit bloßem Auge sichtbar.
Haarlinge nisten sich also bevorzugt in der Mähnen- und Schweifregion ein und so besteht die Möglichkeit, dass diese sich schlussendlich über den ganzen Körper des Pferdes ausbreiten. Sie ernähren sich, wie der Name schon vermuten lässt von Haaren, der obersten Hautschicht (Hautschuppen), Krusten und Gewebsflüssigkeit. Läuse und Haarlinge legen beide bis zu 100 Eier in ihrem Leben und breiten sich somit sehr schnell aus. Die Weibchen legen ihre Eier dabei direkt ins Fell des Pferdes ab. Zudem können sich an Reinigungsutensilien, wie beispielsweise Bürsten, ausgewachsene Haarlinge festsetzen.
Die sogenannten Nissen (den leeren Eihüllen), welche im Fell kleben, sind ein Anzeichen für bereits geschlüpfte Larven, welche sich einige Zeit später zu fertigen, beweglichen Haarlingen entwickeln. Die Nissen sind bei genauer Betrachtung als kleine, weiße Eier sichtbar. Auch die fertigen Haarlinge kann man erkennen, meist zeigen sie sich bei Bewegung und Erwärmung des Pferdes. Klopft man zum Beispiel die benutzte Bürste über einem weißen Tuch aus, so sieht man die hellbraunen Parasiten deutlich.
Vor allem in der kalten Jahreszeit kann es zum Haarlingsbefall bei Pferden kommen. Wie bereits erwähnt ist ein Befall mit Ektoparasiten jedoch einfach zu erkennen, denn die Parasiten suchen im Fell des Pferdes einen warmen Unterschlupf und Nahrung zum Überleben. Aufgrund des starken Juckreizes, können aufgescheuerte Wunden und Sekundärinfektionen die Folge sein.
Sind Haarlinge und Läuse für den Menschen ansteckend?
Haarlinge und Läuse sind wirtsspezifisch, das heißt sie überleben nicht lange auf uns Menschen und sind somit nicht ansteckend. Doch nicht nur Pferde können von diesen Parasiten befallen werden. Es gibt auch Haarlinge bei Hunden und Katzen.
Ursachen für Haarlingsbefall bei Pferden
Der Befall mit Läusen oder Haarlingen tritt überwiegend in den Herbst und Wintermonaten sowie im Vorfrühling auf. Während des Fellwechsels häufen sich die Fälle mit Haarlingsbefall ebenso. Ungünstige Faktoren wie eine schlechte Pflege, feuchte Umgebung und Stallhaltung auf engem Raum, Wurmbefall, sowie jegliche Form der Schwäche eines Pferdes durch andere Erkrankungen, begünstigen den Befall zusätzlich.
Ältere Pferde, aber auch sehr junge Pferde, die noch keine ausreichende Abwehr aufgebaut haben, können betroffen sein. Die Ansteckung erfolgt meist durch direkten Kontakt, aber auch eine indirekte Übertragung, zum Beispiel durch Putzzeug, ist möglich, denn die Parasiten können einige Tage ohne Wirt, also außerhalb des Pferdes, überleben. Daher wird empfohlen, neu zum Bestand hinzugekommene Tiere, entsprechend zu kontrollieren.
Die Symptome von Haarlingen schnell erkennen
Zunächst einmal können Haarlinge beim Pferd mit bloßem Auge im Fell erkannt werden. Auch die Reaktionen und das Verhalten des Pferdes verändern sich bei einem Haarlingsbefall. Das Fell wird löchrig und sieht an einigen Stellen aus, wie geschoren. Das dichte Fell in der Nähe des Mähnenkamms und der Schweifregion wird dabei bevorzugt.
Der unerträgliche Juckreiz wird vor allem durch die Bewegung der Parasiten im Fell, ihrer Beißaktivität und zum anderen durch den Kontakt zwischen Haut des Pferdes und dem Speichel (Läuse) der Parasiten ausgelöst. Der Juckreiz ist in beiden Fällen das Leitsymptom. Daraus resultieren die Folgen wie Unruhe, Scheuern und Alopezie. Bei starker Ausprägung bis hin zur Selbstverletzung, Abmagerung und der Entstehung von Sekundärinfektionen. Experten beschreiben: „Das Fell sieht wie abgeschnitten aus“ oder „Wie von Motten zerfressen“.
Symptome, wie starke Unruhe, Juckreiz und Scheuerstellen, können ebenso auf das Sommerekzem hindeuten. Jedoch ist ein Befall mit Haarlingen gut zu erkennen. Meist zeigen sie sich bei Bewegung und Erwärmung des Pferdes.
- Achten Sie auf das Verhalten Ihres Pferdes (häufiges Scheuern, Unruhe, Juckreiz).
- Untersuchen Sie das Fell des Pferdes auf Eier, Nissen und hellbraune Haarlinge.
- Ebenso kann es zu Haarausfall (Alopezie) und Scheuerstellen kommen.
Haut- und Fellpflege bei Haarlingsbefall
Aufgrund des Befalls und des starken Juckreizes werden Haut und Fell des Pferdes zunehmend in Mitleidenschaft gezogen. Es können weitere Schuppen und Wunden, von denen sich immer mehr Haarlinge ernähren, entstehen. Umso wichtiger ist es, die Symptome rechtzeitig zu erkennen und mit der Behandlung der Haarlinge zu beginnen. Einer der wichtigsten Aspekte ist die Pflege der betroffenen Stellen auf der Haut und im Fell, um weiteres Scheuern zu verhindern und die Schuppenbildung zu reduzieren.
Ziel einer erfolgreichen Pflege ist es, den Haarlingen die Nahrungsgrundlage zu entziehen. So lindert man den Juckreiz und beugt einem erneuten Befall vor. Pflegeöle, wie beispielsweise das Sesamöl, unterstützen beispielsweise Haut und Fell bei der Regeneration. Wichtig ist zudem, Stall und Reiter-Equipment gründlich zu reinigen. Dazu gehören unter anderem Putzzeug wie Striegel, Bürsten ebenso wie Sattelunterlagen oder Decken.
Behandlung des Haarlingsbefalls in der klassischen Schulmedizin
Haarlinge und Läuse beim Pferd sind mit bloßem Auge sichtbar. Im Zweifelsfall wird der Veterinär eine mikroskopische Untersuchung (Tesafilmabklatschpräparat) durchführen, so kann die genaue Parasitenart bestimmt werden. Gegebenenfalls müssen auch Infektionen, die mit dem Befall der Parasiten übertragen wurden, oder entstandene Sekundärinfektionen behandelt und therapiert werden. In schweren Fällen ist es zudem möglich, dass das Pferd bei einem Läusebefall an einer Anämie erkrankt und dadurch zusätzlich geschwächt wird. In der klassischen Schulmedizin werden Anti-Ektoparasitika und Insektizide (äußerliche Anwendung) zur Behandlung des Haarlingsbefalls eingesetzt. Nach rund 14 Tagen wiederholt man diese Anwendung, da die Larven dann erst aus den gelegten Eiern geschlüpft sind.
Effektiv gegen Läuse und Haarlinge vorgehen
Haarlingen die Nahrungsgrundlage entziehen: Unsere Empfehlung ist die Behandlung des Fells und der betroffenen wunden Stellen, mit einem Pflegemittel gegen Haarlinge und Sommerekzem.
Wichtig ist eine regelmäßige Kontrolle und Vorbeugung, denn mit einer Behandlung sind die Haarlinge nicht verschwunden. Zum einen haben sie Eier (Nissen) abgelegt aus denen Larven (Nymphen) schlüpfen, zum anderen kommen sie überall in der Natur und im Stall vor, so wie zum Beispiel auch in Bandagen, den benutzten Bürsten für die Pferde, so wie Ihren Reitklamotten.
Das sagt die Tierärztin Dr. Butterweck zur Behandlung von Haarlingen
Liebe Frau Dr. Butterweck, in Anbetracht der Herbst und Winterzeit möchte ich Ihnen gerne ein paar Fragen zum Thema Haarlingsbefall stellen.
Wieso häufen sich die Fälle zu dieser Jahreszeit?
Weil die Pferde in den Wintermonaten im Stall gehalten werden und aufgrund des feuchten Wetters.
Welche Pferde sind am ehesten betroffen? Die gängige Meinung ist, dass es vornehmlich immungeschwächte oder ungepflegte Tiere trifft?
Das ist prinzipiell richtig, dass eher Pferde betroffen sind, die schlecht gepflegt oder immungeschwächt sind. Allerdings kann auch bei einem hohen Infektionsdruck ein Pferd betroffen sein, welches gesund und gepflegt ist. Der Haarlingsbefall tritt v.a. in der Stallperiode und in größeren Pferdebeständen auf. Die Infektion erfolgt durch den Kontakt von Pferd zu Pferd.
Woran kann ich als Pferdebesitzer erkennen, dass mein Pferd unter Haarlingen leidet?
Die Haarlinge sind leicht zu erkennen. Sie sind mit bloßem Auge sichtbar, ebenso die Nissen, welche an den Haarwurzeln kleben. Dafür muss das Haar gescheitelt werden. Außerdem leidet das Pferd an einem sehr starken Juckreiz, welcher zu blutigen Scheuerstellen führen kann.
Wie unterscheiden sich die Parasiten von Milben oder Läusen?
Milben befallen meist nur eine bestimmte Körperstelle, zum Beispiel die Hinterbeine. Haarlinge verteilen sich schnell über den gesamten Körper. Außerdem sind Milben sehr viel kleiner, sie können nur unter einem Lichtmikroskop gesehen werden. Läuse und Haarlinge lassen sich nur anhand ihres Aussehens unterscheiden, da das klinische Bild sehr ähnlich ist.
Was ist bei der Behandlung zu beachten? Wie wichtig ist die Pflege? Was kann ich unterstützend für das Immunsystem meines Pferdes tun? Ihre persönlichen Erfahrungen, Tipps und Tricks?
Die Behandlung erfolgt mit einem Antiparasitikum, wie zum Beispiel Deltamethrin. Hierbei werden die adulten Haarlinge direkt abgetötet. Ebenso kann das Pferd mit einem Pflegeprodukt behandelt werden. Hierbei wird den Haarlingen ihre Ernährungsgrundlage entzogen. Unterstützend für das Immunsystem kann dem Pferd Zink zugefüttert werden. Der Haarlingsbefall ist zwar lästig für die betroffenen Pferde, jedoch führt eine korrekt durchgeführte Behandlung in nahezu 100 % aller Fälle zum Erfolg.
Nach welcher Zeit muss die Behandlung wiederholt werden und warum?
Bei der Behandlung mit einem Antiparasitikum muss aufgrund des fehlenden oviziden Effekts (das heißt die Eier werden nicht abgetötet) die Behandlung nach 10 bis 14 Tagen wiederholt werden.
Müssen alle Pferde eines Bestandes behandelt werden?
Ja, es sollten alle Pferde eines Bestandes behandelt werden, da Haarlinge hochansteckend sind.
Können wir Menschen uns anstecken?
Nein, Haarlinge sind streng wirtsspezifisch.
Das Interview zum Download: Interview zur Behandlung des Haarlingsbefalls (PDF).