Ob zum Turnier, zum Tierarzt oder auch in den Urlaub, irgendwann steht mit Sicherheit ein Transport mit dem Pferdeanhänger an. Damit die Fahrt für Pferd und Fahrer sicher verläuft, sind einige Dinge zu beachten.
Technische Ausrüstung des Pferdeanhängers
Damit die Fahrt mit dem Pferdeanhänger überhaupt losgehen kann, ist natürlich ein gültiger Führerschein für PKW und Anhänger Pflicht. Wenn unklar ist, welcher Führerschein für das Gespann benötigt wird, sollte Rücksprache mit einer Fahrschule gehalten werden.
Für die teilweise große Anhängelast muss auch das Fahrzeug zugelassen sein. Generell sind Allrad-PKW zu empfehlen, die auch auf schlüpfrigem Untergrund genug Traktion haben.
Der einwandfreie technische Zustand von Zugfahrzeug und Pferdeanhänger ist Grundvoraussetzung für einen sicheren Transport des Pferdes.
Am Pferdeanhänger dürfen keine scharfen Kanten hervorstehen, die ein Verletzungsrisiko darstellen können. Vor allem der Zustand von Reifen, Bremsen und der Fußboden des Hängers sollten regelmäßig überprüft werden.
Ein guter Hänger verfügt außerdem über einen rutschfesten Belag des Bodens und der Verladerampe. Der Innenraum ist ausreichend groß, hell und freundlich, vorzugsweise mit Fenstern, damit das Pferd keine Platzangst bekommt. Die Beleuchtungsvorrichtung für Fahren bei Dunkelheit sollte funktionstüchtig sein.
Bei Brust – und Heckstange sollten Sicherheitsstifte (Splint) zum sicheren Verriegeln vorhanden sein. Werden unterschiedlich große Pferde transportiert, ist es schön, wenn die Stangen in der Höhe verstellbar sind, damit sie an die Größe des Pferdes angepasst werden können. Bei einigen Anhängermodellen verfügt die Bruststange sogar über eine Panikentriegelung. Diese kann von außen gelöst werden, wenn das Pferd mit den Vorderbeinen über die Stange geraten ist.
Was viele nicht wissen, Einstreu im Pferdeanhänger ist Pflicht. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass beim Transport sichergestellt werden muss, dass weder Urin noch Mist aus dem Anhänger auslaufen beziehungsweise herausfallen und es ist dafür zu sorgen, dass der Boden rutschfest ist.
Verladen ohne Stress fürs Pferd
Unerfahrene Pferde sollten langsam und behutsam ans Verladen und die Fahrt im Hänger gewöhnt werden. Dazu beginnt man am besten zunächst nur mit dem Auf- und Abladen Zuhause. Dabei ist eine zweite Person als Hilfe ratsam. Der Untergrund zum Üben muss rutschfest sein, da besonders beschlagene Pferde leicht wegrutschen und in Panik geraten können. Als Verladehilfe sind seitliche Begrenzungen der Rampe nützlich. Dazu kann man auch einfach dicht neben eine Hauswand fahren. Um dem Pferd das Einsteigen zu erleichtern kann die Trennwand in der Mitte, falls vorhanden, erstmal zur Seite gestellt werden. So wirkt der Hänger nicht so beengt. Manchmal hilft es auch die vordere kleine Tür während des Verladens zu öffnen, damit der Innenraum des Hängers heller wird und die Pferde sehen können, was sich dahinter befindet. Ganz ängstlichen Pferden hilft oft auch ein verladefrommes Begleitpferd, welches zuerst auf den Anhänger gebracht wird.
Wenn das Auf- und Abladen des Pferdes ohne Stress und Aufregung klappt, sollten erstmal nur kurze Fahrten unternommen werden, um das Pferd an das ungewohnte Schaukeln des Untergrundes und die Fahrtgeräusche zu gewöhnen. Das Anbieten von Heunetzen während der Fahrt hat sich als sehr beruhigend herausgestellt, da die Tiere beschäftigt sind.
Generell sollte Futter nur auf dem Hänger als Belohnung verabreicht werden. Futtergaben vor oder während des Verladens motivieren das Pferd nicht, die Rampe komplett zu erklimmen.
Tipp
Hat das Pferd Schwierigkeiten gerade und ruhig rückwärts aus dem Anhänger zu steigen, hilft es, zunächst das Rückwärtsrichten an der Hand auf dem Reitplatz zu üben.
Sicherheit beim Verladen & Transport
Beim Transport von nur einem Pferd wird dieses stets auf die linke Seite gestellt. Bei 2 Pferden, kommt das schwerere Pferd nach links. Grund dafür ist, dass jede Straße im Normalfall leicht nach rechts abfällt, damit das Regenwasser abfließen kann. Die leichte Rechtsneigung des Anhängers würde durch ein schweres Pferd auf der rechten Seite verstärkt werden. Dies erhöht das Risiko, dass der Anhänger umkippt.
Wichtig
Beim Ab- und Verladen des Pferdes muss unbedingt darauf geachtet werden, dass das Pferd niemals angebunden ist, wenn die hintere Sicherheitsstange nicht verriegelt ist! Wenn sich das Pferd erschreckt und angebunden zurückwirft, kann es mit den Hinterbeinen seitlich neben die Klappe treten und bleibt so verkeilt hängen, wenn die hintere Stange offen ist.
Beim Anbinden des Pferdes gilt, so kurz wie möglich und so lang wie nötig oberhalb der Stange anbinden.
Das bedeutet, das Pferd muss noch entspannt stehen können, darf jedoch nicht so viel Spielraum haben, dass es den Kopf komplett nach hinten drehen kann. Sonst besteht die Gefahr, dass es während der Fahrt versucht, sich umzudrehen oder mit dem Vorderbein in die Schlaufe tritt, wenn es den Kopf nach unten neigt.
Sonderfall
Da Fohlen es noch nicht kennen, angebunden zu stehen, werden sie häufig ohne Fixierung transportiert. In diesem Fall ist immer eine durchgängige Brust- und Heckstange zu verwenden und die Öffnung über der Verladerampe mit einem Fohlengitter zu sichern.
Weiter muss darauf geachtet werden, dass die Verriegelungshebel der Rampe beim Auf- und Abladen immer eingeklappt sind. An seitlich herausragende Hebeln kann das Pferd hängenbleiben oder sich beim rauftreten schwer verletzen.
Für etwas Schutz beim Pferdetransport sorgen sogenannte Transportgamaschen, die die empfindlichen Pferdebeine schützen. Diese sollten auch bei kürzeren Fahrten angelegt werden, da das Auf- und Abladen die kritischsten Momente beim Pferdetransport sind.
Eine leichte Decke an kühlen Tagen oder eine Abschwitzdecke, bei verschwitzen Pferden (auch bei Stressschwitzen) gehören ebenfalls zur Ausrüstung, damit das Pferd während der Fahrt nicht kalt wird.
Den Equidenpass des Pferdes sollte man immer dabeihaben.
Die richtige Fahrweise
Die richtige Fahrweise mit einem mit Pferden beladenen Anhänger erfordert einiges an Übung und Feingefühl. Er verhält sich deutlich anders, als ein leerer Anhänger. Besonders wenn man unruhige Pferde fährt, bekommt der Anhänger ein gewisses „Eigenleben“. Die verursachten Schwingungen und das höhere Gewicht muss während der Fahrt berücksichtigt werden. Auch Seitenwind muss bei der hohen Bauweise eines Pferdeanhängers beachtet werden. Eine ruhige, gleichmäßige und vorausschauende Fahrweise ist dafür notwendig! Schnelles Fahren durch Kurven sollte ebenso vermieden werden wie abruptes Bremsen und Anfahren. Das Pferd wird dadurch unnötig gegen Brust-, Heck-, oder Seitengestänge geschleudert und könnte in Panik geraten und sich verletzen. Generell ist die Verwendung von Anbindestricken mit Panikhaken und Sicherheitsknoten zu empfehlen. Diese ermöglichen ein schnelles Öffnen in heiklen Situationen.
Um hektisches und rasantes Fahren vorzubeugen, sollte immer genug Fahrzeit eingeplant werden, damit es nicht schon beim Verladen stressig wird. Bei längeren Fahrten sollten Pausen eingeplant werden, um dem Pferd Futter und Wasser zur Verfügung zu stellen. Das Abladen während dieser Pausen ist jedoch nur an geeigneten Plätzen ratsam! An Rastplätzen geht es oft hektisch zu und die Unruhe könnte das wieder Verladen schwierig gestalten. Möchte man seinem Pferd bei langen Fahrten eine Ruhepause oder Bewegung gönnen, sollte man sich stattdessen lieber bei einem auf der Route gelegenen Pferdehof anmelden und um Erlaubnis für einen Zwischenstopp bitten.
Auf deutschen Straßen ist mit dem Pferdeanhänger außerhalb geschlossener Ortschaften, wenn nicht anders ausgeschildert, eine maximale Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h erlaubt. Durch eine Umrüstung des Hängers, kann dieser auch für 100 km/h zugelassen werden und bekommt eine entsprechende Plakette.
Tipp für Anfänger
Jedem, der noch nie ein Pferd verladen hat und bisher noch nicht mit einem Pferdeanhänger unterwegs war, empfehle ich immer, eine erfahrene Person um Hilfe zu bitten. Dadurch können viele Fehler von Anfang an vermieden werden und der Ausflug mit dem Pferd wird für alle Seiten entspannter. Die Sicherheit von Mensch und Tier sollte immer an oberster Stelle stehen. Deshalb scheut euch nicht, andere Menschen zu fragen und um Hilfe zu bitten.