Beim Thema Pferdegesundheit geht es nicht nur um die richtige Haltung und Pflege, denn als Pferdebesitzer muss ich darüber hinaus wissen, welche Pflanzen für mein Pferd unverträglich oder sogar giftig sind. Leider wird die Gefährlichkeit zahlreicher Giftpflanzen von vielen Pferdehaltern unterschätzt. Häufig höre ich den Satz: „Die Pferde wissen selbst, was gut für sie ist.“ und für Wildpferde mag diese Aussage zutreffen. Bei den domestizierten Reitpferden können wir uns leider nicht mehr auf diesen Instinkt verlassen. Hinzu kommt, dass Pferde von Haus aus neugierig sind und gerne alles anknabbern. Umso mehr ist unser Wissen als Halter gefragt.
Natürlich erwartet keiner, dass sich Pferdebesitzer in der Botanik perfekt auskennen. Aber man sollte schon darauf achten, welche Pflanzen auf der eigenen Weide und hinter dem Weidezaun wachsen. Stößt man beim Ausreiten im Gelände auf eine unbekannte Pflanze, muss man sein Pferd unbedingt davon abhalten, die ganze Pflanze oder Teile davon zu fressen. In unserer Übersicht erfahren Sie, welche Giftpflanzen es gibt und finden auch gleich die passenden Bilder dazu, damit Sie die Übeltäter einwandfrei identifizieren und entfernen können.
Giftige Pflanzen für Pferde in der Übersicht
Sie finden hier eine Auswahl der gängigsten Giftpflanzen, denen Ihr Pferd in seiner direkten Umgebung begegnen kann (Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Eibe
Sie ist zweifelsohne eine der giftigsten Pflanzen überhaupt. Selbst in kleinsten Mengen ist sie hochgiftig. Bei Pferden, die Blätter, Beeren oder kleinere Zweige gefressen haben, kann der Tod bereits nach 5 Minuten eintreten. Das Pferd verstirbt letztendlich an Herzversagen. Aber Vorsicht, Eiben stehen leider häufig auf der anderen Seite von Weidezäunen und an Waldwegen.
Fingerhüte
Diese Gruppe hochgiftiger Pflanzen enthalten unter anderem Digitalis in hoher Konzentration. Pferde können bereits nach dem Fressen einiger weniger Blüten sterben. Deshalb müssen Sie im Vergiftungsfall sofort den Tierarzt rufen.
Schwarzes Bilsenkraut, Schwarze Tollkirsche (Belladonna) und Stechapfel
Auch diese Nachtschattengewächse sind hochgiftig. Diese Pflanzen enthalten sogenannte Alkaloide, die eine gefährliche Giftwirkung entfalten können. Sie führen zu Lähmungen im zentralen Nervensystem und wirken in höherer Konzentration durch Atem- oder Muskelstillstand tödlich.
Blauer Eisenhut
Die giftigste Pflanze in Mitteleuropa ist der Blaue Eisenhut. Alle Teile der Pflanze enthalten Giftstoffe, vor allem das Alkaloid Aconitin. Der Blaue Eisenhaut erlangte bereits im Altertum einen zweifelhaften Ruhm als Mordgift. Die Pflanze wächst unter anderem auf feuchten Weiden. Der Tod des Pferdes tritt durch Atemlähmung ober Kreislaufversagen ein.
Herbstzeitlose
Auch diese häufig auf Wiesen und an Wegen vorkommende Pflanze ist in Bezug auf ihre Giftigkeit nicht zu unterschätzen. Die Pflanze enthält das hochgiftige Alkaloid Colchicin, das erst nach einigen Stunden Vergiftungserscheinungen hervorruft, die tödlich sein können. Aber Vorsicht, das Kraut der Pflanze ist leicht mit Bärlauch zu verwechseln.
Gefleckter Schierling
Der auf schweren Böden wachsende Gefleckte Schierling führt bei Pferden erst in einer höheren Dosis zum Tod durch Atemlähmung. Aber Vorsicht, der Gefleckte Schierling kann leicht mit anderen Doldenblütlern wie Kerbel und Kümmel verwechselt werden.
Robinie (Scheinakazie)
Auf diese stark giftige Pflanze, möchte ich besonders hinweisen, weil ihr Holz wegen seiner Beständigkeit lange Zeit für Stallgebäude und Weidepflöcke verwendet wurde. Ihre Gifte sind toxische Eiweiße, Robin und Phasin sowie toxische Glykoside, die in allen Teilen des Baumes vorkommen, außer in den Blüten. So können Pferde nach dem Genuss von Blättern, Früchten, und insbesondere der Rinde unter lebensbedrohlichen Vergiftungssymptomen leiden. Zugleich ist der Nektar der Robinienblüten jedoch auch der Traum aller Honigliebhaber (Akazienhonig).
Jakobskreuzkraut
Das stark giftige Johanneskreuzkraut kommt erst seit wenigen Jahren auf unseren Weiden vor. Seine Giftigkeit beruht auf der Wirkung verschiedener Pyrrolizidin-Alkaloide, die zu chronischen Lebervergiftungen führen. Die Gefahr darf nicht unterschätzt werden, da die Auswirkungen der Vergiftung kumulativ sind und chronischen Erkrankungen führen können. Nicht nur im frischen Zustand ist die Pflanze giftig, im Heu werden die Alkaloide auch nicht abgebaut. Eine Gefährdung der Pferde ist auch deshalb erheblich, weil viele Landwirte die Pflanze noch nicht kennen.
Graukresse
Graukresse (lat. Berteroa incana) gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse. Die Pflanze ist sowohl frisch als auch im getrockneten Zustand toxisch für Pferde. Bei Pferden kann die Aufnahme von Graukresse unter anderem zu Apathie, Ödemen an den Gliedmaßen, Bewegungsunlust, Steifigkeit, Fieber, Fressunlust und erhöhter Pulsfrequenz führen. Eine Vergiftung mit Graukresse kann zudem zu Fehlgeburten bei Pferden führen und schlussendlich, bei Aufnahme großer Mengen, kann auch der Tod des Pferdes die Folge sein.
Goldregen
Goldregen, auch Goldrausch, Gelbstrauch oder Bohnenbaum genannt, gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler. Die Symptome bei einer Goldregenvergiftung sind Schweißausbruch, Erregung, Dämpfung, schwere Atmung, Zittern und ein Anstieg des Blutdrucks und schnellerer Puls. Das Pferd leidet unter Gleichgewichtsstörungen, Krämpfen, Muskelzucken und Magen- Darmbeschwerden. Der Tod des Pferdes tritt durch eine Atemlähmung ein.
Zu den Giftpflanzen, die auf Pferdeweiden und Waldrändern besonders häufig anzutreffen sind, gehören außerdem:
Adonisröschen, Fingerhut, Hahnenfußarten, Farne und der Gundermann. Diese Pflanzen schädigen durch ihre Gifte die Organe, und sind potenziell tödlich.
Alle nachfolgend in der Bilderdatenbank aufgeführten Pflanzen haben auf und an Pferdeweiden daher nichts zu suchen:
Der Umgang mit Giftpflanzen
Wir können unsere Pferde am besten vor Giftpflanzen schützen, indem wir ihre Aufenthaltsorte aufmerksam beobachten und vorhandene giftige Pflanzen umgehend entfernen. Heu und Silage müssen vor dem Verfüttern ebenfalls gut auf Giftpflanzen hin untersucht werden, weil zahlreiche Pflanzen auch im getrockneten Zustand giftig sind. Vor der Mahd (Mähen) muss die Weide gut abgesucht werden, da sich einige Giftpflanzen durch das Mähen über ihre Samen weiter verbreiten können. Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie oder der Weidebesitzer die Giftpflanzen ausstechen oder sogar ausgraben. Noch ein Wort zum Jakobskreuzkraut, das sich wie die Pest ausbreitet: Hier dürfen Sie die ausgebuddelten Pflanzen nicht einfach auf oder hinter der Weide liegen lassen – selbst nach Tagen kann die Pflanze noch aussamen. Entsorgen Sie die Pflanze besser über die Biotonne.
Wichtig:
Fassen Sie Giftpflanzen generell nur mit Handschuhen an, die Giftstoffe könnten sonst über offene Wunden in Ihren Körper gelangen.
Wenn das Pferd giftige Pflanzen gefressen hat
Frisst Ihr Pferd trotz aller Sicherheitsvorkehrungen giftige Pflanzen, müssen Sie umgehend den Tierarzt verständigen. Dabei ist es hilfreich, wenn Sie diese zwei Informationen direkt mitteilen können:
- Welche Pflanze das Pferd gefressen hat und wie viel davon.
- Welche Symptome Sie beobachtet haben, die auf eine Vergiftung hinweisen können. Dazu gehören zum Beispiel Atemnot, starker Speichelfluss, Zittern, Gleichgewichtsstörungen, erhöhter Puls, Lähmungen oder Koliken.
Wenn auch nur der Verdacht auf eine Vergiftung Ihres Pferdes besteht, erkundigen Sie sich in jedem Fall bei Ihrem Tierarzt oder Apotheker.
Dies ist ein erster Überblick zum Thema Giftpflanzen. Sollten weitere Fragen oder Unsicherheiten auftauchen, so ist immer der Rat eines Tierarztes einzuholen. Diese Übersicht wurde besten Wissens und Gewissens erstellt, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ferner werden die Angaben ohne Gewähr gemacht.