Viele Hunde lieben es, zum Leidwesen ihrer Besitzer, mit Schuhen und Socken zu spielen, sie zu verstecken und nach Herzenslust darauf herumzukauen. Doch wieso sind besonders getragene Schuhe und Socken so anziehend für Hunde?
An den Füßen haben Menschen, im Vergleich zu anderen Körperstellen, besonders viele Schweißdrüsen. Der menschliche Geruch ist daher an Schuhen und Socken besonders intensiv. Was wir Menschen als Stinkefüße bezeichnen, riecht also für den Hund nach ihrem Lieblingsmenschen. Dies vermittelt ihm ein besonderes Gefühl der Vertrautheit und Sicherheit und kann beruhigend wirken. Aus diesem Grund sind Schuhe und Socken bei Hunden manchmal beliebter, als speziell für sie vorgesehenes Hundespielzeug.
Gründe weshalb Hunde Schuhe und Socken beknabbern
Neben dem einfachen Grund, dass der Geruch der Schuhe und Socken den Hund an sein Herrchen erinnert gibt es jedoch noch weitere Gründe für das Gaunern und Beknabbern. Hier sind einige Ursachen aufgelistet, die sich durch Training und Geduld relativ einfach beheben lassen.
Trennungsschmerz
Wenn Schuhe und Socken von Hunden nur geklaut werden, wenn sie alleine sind, kann dies ein Anzeichen für Trennungsschmerz sein. Der Hund hat Stress und beruhigt er sich in diesem Fall dadurch, dass er sich etwas sucht, was intensiv nach seinem Besitzer riecht, um diesem nahe zu sein. Wenn er zusätzlich noch darauf herumkauen kann, ist das für ihn natürlich doppelt schön, da es gleichzeitig Beschäftigung und vertrauten Duft bietet.
Handelt es sich um Trennungsangst, kann ein spezielles Training dabei helfen, dass der Hund entspannt bleibt, wenn er alleine gelassen wird.
Spielzeugersatz
Einige Hunde greifen aus Langeweile auf Schuhe und Socken zurück. Wenn sie nicht genügend ausgelastet sind oder es kein anderes Spielzeug gibt, suchen sich Hunde selbst etwas, was sich zum Zerbeißen und Herumtragen eignet. Schnürsenkel und Laschen sind zudem eine äußerst spannende Angelegenheit für Hunde.
Um zu verhindern, dass der Hund die Fußbekleidung als Beschäftigungsobjekt gebraucht, sollte daher genügend geeignetes Hundespielzeug zur Verfügung stehen, welche für den Hund attraktiver sind als Schuhe und Socken. Dies kann durch gezielten Einbau der Sachen in das tägliche Training oder die Spielzeit erreicht werden. Wenn der Hund sein eigenes Spielzeug benutzt oder bringt, muss diese Handlung positiv verstärkt werden.
Wichtig ist es, die Aufmerksamkeit des Hundes auf die erlaubten Spielsachen zu lenken und ihm beizubringen, dass diese Objekte mit etwas Schönem verbunden sind, wie Leckerlis oder einem tollen Spiel. Das Hundespielzeug muss für das Tier viel interessanter werden, es muss für ihn eine echte und viel lohnenswertere Alternative darstellen. Dann wird er Sachen wie Schuhe und Socken wahrscheinlich von sich aus links liegen lassen.
Wird der Hund täglich ausreichend gefordert und beschäftigt, kommt Langeweile, wegen der sich der Hund „Blödsinn“ einfallen lässt, gar nicht erst auf.
Zu viele Versuchungen
Um zu verhindern, dass der Hund überhaupt in Versuchung kommt, sich Schuhe, Socken und Co. zum Spielen zu schnappen, sollte am besten nichts davon in seiner Nähe herumliegen. Schuhe können beispielsweise in ein höher gelegenes Regal gestellt oder in einen abschließbaren Schuhschrank verstaut werden. Socken sollten gar nicht erst auf dem Fußboden liegen gelassen werden, sondern gleich in den Wäschekorb wandern. Denn wenn es in seiner Reichweite viele Dinge gibt, die aus Sicht des Hundes ein gutes Spielzeug abgeben würden, fällt es dem Tier schwer die Pfoten davonzulassen. Auch wenn der Hund eigentlich weiß, dass die Gegenstände für ihn tabu sind, könnte er vielleicht irgendwann der Versuchung nicht widerstehen.
Falsche Erziehung
Erlaubt man Hunden mit ausrangierten Schuhen und Socken zu spielen, ist es oftmals sehr schwer ihnen deutlich zu machen, dass die neueren, noch in Benutzung befindlichen Schuhe tabu sind. Der Hund wird den Unterschied nicht verstehen. Daher sollten alte, ausrangierte Schuhe und Socken dem Tier gar nicht erst als Hundespielzeug angeboten werden, sondern lieber etwas, das sich gänzlich von Schuhen und Socken unterscheidet.
Apportieren
Viele Hunde lieben es, Dinge zu apportieren. Einige Rassen wie beispielsweise Golden Retriever oder Labrador Retriever haben das Apportieren regelrecht im Blut. Bei ihnen werden die Objekte nicht unbedingt zerkaut, sondern sie tragen sie meist vorsichtig mit den Fangzähnen umher und bringen sie zum Menschen oder an einen sicheren Platz. In der Regel geben diese Hunde ihre apportierten Gegenstände auch anstandslos wieder her.
Zu wenig Aufmerksamkeit
Hunde, die sich nicht genügend beachtet fühlen, versuchen dem Menschen zu gefallen, um mehr Aufmerksamkeit zu erlangen. Einige spulen ihr gesamtes Trick-Repertoire ab, andere suchen die Nähe und kuscheln sich an. Gelingt dies nicht, greifen einige Tiere auf Verhaltensweisen zurück, von denen sie wissen, dass sie tabu sind. Durch das Stibitzen und Kauen auf Schuhen, zieht der Hund zwar den Missmut des Menschen auf sich, jedoch ist Schimpfen auch eine Form der Aufmerksamkeit. Versucht man anschließend noch, das Spielzeug aus dem Maul zu ziehen, kann der Hund dies als Aufforderung zum Zieh- und Zerrspiel verstehen, was das Klauen von Schuhen umso attraktiver macht. Das Tier lernt, dass der Diebstahl von verbotenen Gegenständen zur Beachtung durch den Menschen führt.
Natürlich ist es wichtig, dass dem Hund viel Aufmerksamkeit zuteilwird. Tägliche, Spiel und Kuscheleinheiten sind für die sozialen Tiere sehr wichtig. Hunde binden sich sehr stark an ihre Menschen und brauchen einen festen Platz in ihrem sozialen Umfeld. Trotzdem kann das Tier nicht ständig im Mittelpunkt stehen und muss daher lernen, sich zu benehmen, wenn es gerade einmal nicht um ihn geht. Hilfreich ist es, dem Hund für diese Situationen einen Platz zuzuweisen, an dem er sich wohlfühlt. Dafür reicht teilweise schon eine einfache Decke oder ein Hundekorb in einer ruhigen Ecke des Raumes. Viele Hunde lieben es auch, in einer offenen Hundebox zu liegen. Sie dunkelt ab und dämpft die Umgebungsgeräusche.
Der Hund muss diesen Platz mit etwas positivem verknüpfen und als seinen Rückzugsort ansehen und nicht als Strafplatz. Dafür kann am Anfang für jedes Ablegen an dieser Stelle auf Befehl, eine Belohnung gegeben werden. Für Hunde, die gerne Kuscheln, reicht es aus, am Anfang immer an diesem Platz mit ihnen zu schmusen. Andere Hunde kann man mit einem Leckerli für das ruhige Liegenbleiben belohnen. Auch Kauartikel dürfen an diesem Platz gegeben werden. Die Länge der „Ruhezeit“ an diesem Platz wird dann kontinuierlich gesteigert.
Damit der Hund an diesem Ort zur Ruhe kommt und im besten Fall sogar schläft oder döst, nachdem er dorthin geschickt wurde, sollte ihn dort niemals jemand stören. Auch wildes Spielen ist an diesem Platz absolut tabu. Sollten Kinder im Haus wohnen, sollten sie lernen, dass der Hund, sobald er auf diesem Platz liegt, in Ruhe gelassen wird.
Krankheiten oder Verhaltensstörungen als Ursache für das Beknabbern und Klauen von Schuhen und Socken
Das Beknabbern und Klauen von Schuhen, Socken und anderen Gegenständen kann bei Hunden aber auch Ausdruck schwerwiegenderer Probleme wie Krankheiten oder Verhaltensstörungen sein. In diesen Fällen sollten unbedingt Experten wie Tierarzt oder Hundetrainer hinzugezogen werden, um Schaden von Mensch und Tier abzuwenden.
Ressourcenverteidigung
Bunkert der Hund die eroberten Gegenstände regelrecht, beispielsweise in seinem Körbchen, kann es leicht zu Aggressionen kommen, wenn der Besitzer versucht, ihm die Dinge wieder abzunehmen. Beschützt der Hund seine „Beute“ spricht man auch von „Ressourcenverteidigung“. In diesem Fall wird man dem Tier das Spielzeug nicht so ohne weiteres, wie oben beschrieben, wegnehmen können, da das Tier aggressiv reagieren könnte. Zeigt der Hund das Verhalten der Ressourcenverteidigung, kann man die Situation eventuell sogar noch verschlimmern, indem man ihm die Ressource einfach weggenommen wird. Dadurch wird das Tier darin bestärkt, dass der Mensch eine Gefahr für seine „Beute“ darstellt.
Statt dem Hund seine eroberten Gegenstände einfach wegzunehmen ist es daher sinnvoller, ihm etwas zum Tauschen anzubieten. Damit das Thema Ressourcenverteidigung nicht zum richtigen Problem wird, kann das Ausgeben eines Gegenstandes auf Kommando geübt werden. Dies ist vor allem auch dann hilfreich, wenn der Hund Müll findet und ein sofortiges Ausgeben notwendig ist.
Um Ressourcenverteidigung bereits im Voraus zu vermeiden, ist es wichtig, dass der Hund lernt, das Abgeben einer Ressource auf Kommando mit etwas Positivem zu verbinden. Beim gehorsamen Abgeben des Gegenstandes kann das Tier beispielsweise mit einem Leckerli belohnt werden. Er hat also etwas davon, wenn er seine Beute hergibt. Auch wenn ihm ein anderer Gegenstand zum Tausch geboten wird, steht er danach nicht mit leeren Pfoten da.
Eine Ressourcenverknappung, wenn dem Hund keine Spielsachen zur Verfügung stehen, erhöht die Gefahr, dass der Hund, wenn er an eine Ressource kommt, diese auch verteidigt. Deshalb sollte Hunden, die zur Ressourcenverteidigung neigen, lieber mehrere Spielzeuge zur Verfügung stellen, damit sie sich nicht auf eine Ressource fixieren oder gar, um beim Thema Schuhe und Socken zu bleiben, alternativ eine Ressource suchen, die so gar nicht für ihn bestimmt ist.
Achtung
Sollte der Hund bereits deutlich aggressiv seine Ressourcen verteidigen, ist es ratsam, sich für das Training einen erfahrenen Hundetrainer zu suchen, um einen gezielten Trainingsplan zu erarbeiten. Dabei muss vor allem Augenmerk auf das Reduzieren des Verletzungsrisikos gelegt werden, beispielsweise wenn der Hund zuschnappt.
Zahnschmerzen
Besonders Welpen, die sich im Zahnwechsel befinden, suchen sich Dinge, auf denen sie herumkauen können. Durch dieses Massieren damit das Zahnfleisch versuchen sie die Schmerzen zu reduzieren und die lockeren Zähne los zu werden. Mit geeignetem Kauspielzeug kann hier Abhilfe geschaffen werden und die Schuhe bleiben verschont.
Zeigen Hunde allgemein Anzeichen von Zahnschmerzen, sollte jedoch der Gang zum Tierarzt erfolgen. Im Folgenden finden Sie mögliche Symptome für Zahnprobleme beim Hund.
- Sehr langsames Fressen
- Futterverweigerung
- Abnorme Kaubewegungen
- Futter fällt beim Fressen aus dem Maul
- Starkes Speicheln
Verhaltensstörung
Wenn Hunde nicht mehr nur auf Schuhen, Socken oder anderen Gegenständen herumkauen, sondern diese auch verschlucken, ist äußerste Vorsicht geboten. Hier sollte rechtzeitig der Tierarzt aufgesucht werden. Wurde der Gegenstand gerade erst hinuntergeschluckt, besteht manchmal die Möglichkeit den Brechreiz beim Hund auszulösen, damit das Objekt wieder heraus gewürgt wird. Klappt dies nicht kann eine Operation nötig sein, um einen lebensgefährlichen Darmverschluss zu vermeiden.
Teilweise geschieht das Verschlucken von Gegenständen nicht nur aus Versehen, sondern ist eine Verhaltensstörung (Pica-Syndrom). Hunde mit Pica-Syndrom haben das Verlangen danach ungenießbare Stoffe und Gegenstände wie Erde, Steine, Holz oder ähnliches zu fressen. Auch das Fressen von Kot (Koprophagie) könnte man dazu zählen. Das Verhalten ist den Hunden nur schwer abzugewöhnen und bedarf viel Geduld und ein sehr strenges Training.
Hinweis
Dieser Artikel stellt nur eine kleine Übersicht über die Thematik dar. Bei Problemen mit dem Verhalten des Hundes und der entsprechenden Erziehung ist dies kein Ersatz für einen professionellen Hundetrainer.